Wir als elf Hamburger Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten widmen uns der zentralen Aufgabe unserer Zeit: der globalen Nachhaltigkeitstransformation. Bis zum Jahr 2030 soll der Ausstoß von Klimagasen um 65 % reduziert werden. Dazu will und muss die Kultur ihren Beitrag leisten, ohne weniger Menschen Kunst und Kultur zugänglich zu machen. Im Projekt „Elf zu Null“ haben sich elf Institutionen zu einer bundesweit einmaligen Initiative zusammengeschlossen, um gemeinsam Verantwortung zu übernehmen und Nachhaltigkeit, Klimaschutzmaßnahmen und Betriebsökologie zu fördern und umzusetzen. Ziel des Projekts ist es, die Nachhaltigkeitstransformation in den Museen konsequent und langfristig voranzubringen. Damit leisten wir einen aktiven Beitrag zur Zukunftsfähigkeit von Museen, Ausstellungshäusern und Gedenkstätten auf dem gesamtgesellschaftlichen Weg zur Klimaneutralität.
Unter dem Motto „Elf zu Null – Hamburger Museen handeln“ startete
im Jahr 2022 unsere Initiative: elf Hamburger Museen, Ausstellungshäuser
und Gedenkstätten gehen gemeinsam das Thema Nachhaltigkeit an mit dem Ziel,
CO2 einzusparen und das Thema Betriebsökologie in den musealen Alltag
einzubringen. Damit leisten wir einen konkreten Beitrag auf dem gesamtgesellschaftlichen
Weg zu Net Zero. In Kooperation mit dem bundesweiten „Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in
Kultur und Medien“ und finanziert von der BKM Hamburg wurden Mitarbeiter:innen der
beteiligten Häuser zu Transformationsmanager:innen qualifiziert. Ihre Aufgabe ist es
nun, unsere Institutionen mit Fachwissen und Methodenkompetenz bei den
Nachhaltigkeitszielen zu unterstützen. Die Tranformationsmanager:innen fungieren
als Fürprecher:innen, Ideengeber:innen und Macher:innen, um das Thema Nachhaltigkeit
in allen Betriebsprozessen zu verankern und den Veränderungsprozess voranzutreiben.
Parallel zur Fortbildung wurden für jedes Haus Klimabilanzen für das Jahr 2019 erstellt,
aus denen sich die größten Verbräuche ablesen und künftige Handlungsempfehlungen ableiten lassen.
Diese elf Hamburger Museen sind Teil der Initiative:
Altonaer Museum, Archäologisches Museum Hamburg und Stadtmuseum Harburg,
Bucerius Kunst Forum, Deichtorhallen Hamburg, Deutsches Hafenmuseum,
Hamburger Kunsthalle, KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Museum am Rothenbaum.
Kulturen und Künste der Welt (MARKK), Museum der Arbeit, Museum für
Hamburgische Geschichte, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Auf dem Weg zur ökologischen Transformation bedarf es, den Status Quo der institutsbezogenen Klimagasemissionen festzustellen und zu analysieren. Die wichtigste Grundlage dafür bildet das Verstehen von validen und regelmäßig erhobenen Daten zu Emissionsquellen und Kernindikatoren.
Wie groß ist der CO2-Fußabdruck der Hamburger Museen?
Was sind die größten Klimafaktoren und -wirkungen der Häuser?
Um diese Fragen zu beantworten und damit die wichtigsten Hebel
für mehr Klimaschutz zu identifizieren, haben wir für jede
teilnehmende Institution eine Bilanzierung anhand des Indikators
CO2 erstellt. Die Startbilanz wurde für das Jahr 2019 erhoben
und gilt als Referenzpunkt für folgende Bilanzierungen, die für
das Jahr 2022 fortgeführt werden. Innerhalb des Projekts haben wir
darüber hinaus Standards für den Umgang zur Datenqualität,
zur Datenerfassung sowie zur vergleichbaren Anrechnung von Emissionen
festgelegt. Die Klimabilanzen werden nach der Struktur des
Greenhouse Gas Protokolls erstellt und beruhen auf dem ISO Standard 14064.
Die gesamte CO2-Bilanz der elf Häuser zeigt, dass der gemeinsame Fußabdruck im Jahr 2019 bei 8.422,66 Tonnen lag. Der mit 90,4 % überwiegende Anteil der Emissionen resultiert aus den Energieverbräuchen (Strom und Wärme) der Häuser. Dies entspricht etwa der Klimawirkung von neun vollbesetzten Großraumflugzeugen, die von Hamburg nach New York und zurückfliegen.
In einer erweiterten Bilanz wurde die Besucher:innenmobilität – berücksichtigt, wobei diese teilweise auf Annahmen und Schätzwerten beruht. Berechnet man die Besucher:innenmobilität mit ein, steigt der gesamte CO2-Fußabdruck der elf Häuser auf knapp 40.000 Tonnen. Die Emissionsquelle Besucher:innenmobilität wird aufgrund der herausfordernden Datenlage meist ausgeklammert. Mit dem Einberechnen der Besucher:innenmobilität in den Bilanzierungsprozess nimmt Elf zu Null eine Vorreiterrolle im Kulturbereich ein. Wir entwickelten hier einen Standard, um die unterschiedliche Datenqualität innerhalb des Projekts über mehrere Jahre hinweg vergleichbar zu machen. Die Bilanzen bilden somit eine belastbare Datengrundlage für einen strategischen Transformationsprozess.
Die Schlüsselkennzahlen (KPIs), die aus der CO2-Bilanz abgeleitet werden, zeigen auch hier deutliche Unterschiede zwischen der Berechnung von Scope 1 (direkte Emissionen) und 2 (indirekte Emissionen aus eingekaufter Energie) und der Einbeziehung von Scope 3 (vor- und nachgelagerte Emissionen innerhalb der Wertschöpfungskette) auf. Die im Projekt vereinbarten Schlüsselkennzahlen stellen das Gesamtergebnis der Klimabilanz in Relation zum Besucher:innenaufkommen oder zur Raumgrundfläche der Institutionen dar. Die absoluten und relativen Ergebnisse können so als Basis für strategische Entscheidungen genutzt werden. Die Schlüsselkennzahlen dienen darüber hinaus auch der besseren Vergleichbarkeit innerhalb des Elf zu Null-Projekts.
Für die jeweiligen Häuser wurden folgende drei Schlüsselkennzahlen festgelegt und ermittelt:
Die CO2-Bilanzen wurden einheitlich nach ISO 14064 erstellt und sind damit international vergleichbar. Für den Bereich der Besucher:innenmobilität wurde ein eigener Elf zu Null-Standard entwickelt. Dieser legt fest, zu welchem Anteil Emissionen aus der An- und Abreise des Publikums berücksichtigt werden.
Im Folgenden können Sie die Klimabilanzen der einzelnen Häuser einsehen und herunterladen.
Alle elf Klimabilanzen sowie die Gesamtübersicht stehen Ihnen hier zum Download zur Verfügung.
Wir gratulieren unseren 17 frisch qualifizierten Tranformationsmanager:innen, die im Februar dieses Jahres ihre Urkunden entgegen nehmen konnten.
Im Anschluss an die feierliche Übergabe fand eine Pressekonferenz mit Hamburgs Kultursenator Dr. Carsten Brosda, Jacob Bilabel (Leitung Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien), Alexander Stockinger (Geschäftsführer MK&G und Initiator von Elf zu Null) und Meike Wenck (frisch ausgebildete Transformationsmanager:in, Leiterin Registrarabteilung & Ausstellungskoordination, Kunsthalle Hamburg) statt. Transparenz ist uns wichtig, weshalb auf dieser Pressekonferenz auch erstmals die parallel zur Fortbildungsmaßnahme fertiggestellten Klimabilanzen unserer Häuser öffentlich vorgestellt und diskutiert wurden.
„Die Kunst und Ausstellungen können uns das
wohl drängendste Problem unserer Zeit – den Klimawandel -
anders vor Augen führen und sie können uns für Themen sensibilisieren.“
→ Dr. Esther Ruelfs
„Elf zu Null“ und die Kraft hinter einem professionellen
Netzwerk über den eigenen Arbeitshorizont hinaus ist mir
sehr wichtig. Warum? Ich verstehe das Thema „Nachhaltigkeit“
ganzheitlich und gesamtgesellschaftlich. „Elf zu null“ ist
mehr als die Summe seiner Teile.“
→ Meike Wenck
„In unserem Netzwerk “Elf zu Null” sehe ich große Chancen,
nachhaltige Entwicklung und nachhaltiges Arbeiten fest
in der Hamburger Museumszene zu verankern und sich stetig
gegenseitig auf dem Laufenden zu halten.“
→ Dr. Jenni Boie
„Wir im Museum erreichen Menschen auch auf informellem Wege und können so zu neuen Sicht- und Denkweisen anregen, Nachhaltigkeit hier zu verankern und Vorbild zu sein, ist eine große Chance und Herausforderung.“
→ Miriam Abada
Elf zu Null kooperiert mit dem bundesweiten
Aktionsnetzwerk Nachhaltigkeit in Kultur und Medien
und wird durch die Behörde für Kultur und Medien Hamburg
gefördert.