Wer kennt ihn nicht – den hartnäckigen Mythos, dass sämtlicher Müll einfach in Verwertungsanlagen zusammengekippt und verbrannt wird? Doch nimmt man sich die Zeit, die Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm in Hamburg-Altenwerder zu besichtigen, wird schnell klar: Dieser Mythos entspricht nicht der Realität. Solche Anlagen leisten vielmehr einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.
Im Oktober hatten wir im Rahmen unserer jährlichen Exkursion die Gelegenheit, die MVR Rugenberger Damm zu besuchen und einen umfassenden Einblick in die Welt des Mülls – von der Anlieferung bis zur Energiegewinnung – zu erhalten. Bereits bei der Anlieferung wird offensichtlich, dass hier vorwiegend ordnungsgemäß getrennter Müll verarbeitet wird. Warum nur vorwiegend? Weil der Recyclingprozess mit dem Mülltrennen bei den Verbraucher:innen beginnt – je sorgfältiger die Trennung zuhause oder in den Einrichtungen erfolgt, desto effizienter arbeitet die Verwertung.
Die Anlage verarbeitet insbesondere Restmüll, der nicht recycelt werden kann – jährlich etwa 320.000 Tonnen aus Hamburg und Umgebung. Täglich mischen Kranfahrer:innen bis zu 150 Anlieferungen zu einer homogenen Masse, die bei 900–1.000 °C verbrannt wird. Dabei schrumpft das Müllvolumen auf unter 25% des ursprünglichen Gewichts. Aus diesem Prozess entstehen wertvolle Produkte: Strom mit über 29 MW installierter Leistung, Fernwärme für tausende Haushalte sowie Prozessdampf für die Industrie. Zusätzlich werden Salzsäure und REA-Gips für die Chemie- und Bauindustrie gewonnen. So entsteht aus Abfall nicht nur deutlich weniger Müll, sondern auch eine wertvolle Ressource für die Stadt Hamburg – ein Prozess, der weit über das bloße Verbrennen hinausgeht und echten Klimaschutz ermöglicht. Besonders beeindruckend dabei ist, dass moderne Rauchgasreinigungen die Schadstoffwerte weit unter die gesetzlichen Grenzen senken.
Während wir also den atemberaubenden Ausblick über Hamburg vom Dach der MVR genießen durften, wurde uns einmal mehr bewusst: Korrekte Mülltrennung auf unserer Seite der Kette minimiert das Volumen und maximiert die Verwertung! ♻️ Dennoch bleibt es eine dringende Aufgabe, langfristig die Menge des produzierten Mülls deutlich zu reduzieren. Nur durch weniger Abfall von Anfang an können wir wirkungsvoll und dauerhaft Ressourcen schonen und unsere Umwelt schützen. Elf zu Null bleibt daher dran – denn jeder einzelne getrennte oder sogar vermiedene Mülleimer zählt für den Kreislauf!
Foto: CM, 2025
