Meilenstein erreicht: Hamburger Museen bilanzieren CO2 nach neuem Standard und reduzieren Verbrauch

Zwei Jahre nach dem Start verzeichnet das bundesweite Vorreiterprojekt Elf zu Null – Hamburger Museen handeln weitere Erfolge: Vertreter*innen der Initiative waren wesentlich an der Entwicklung eines neuen bundesweiten Klimabilanzstandards für den Kulturbereich beteiligt. Mit dem neuen CO2-Rechner sind Emissionen einheitlich messbar und bundesweit vergleichbar. Darüber hinaus hat die mittlerweile zweite CO2-Bilanzierung der Hamburger Ausstellungshäuser gezeigt, dass der CO2-Verbrauch der elf Institutionen im Zeitraum von 2019 bis 2022 markant gesenkt wurde (rund 17 % ohne Publikumsverkehr).

„Vor zwei Jahren haben sich elf Kultureinrichtungen auf den Weg gemacht, ihre Emissionen Richtung Null zu senken. Schon heute sind die Emissionen um rund 17 Prozent gesunken. Das ist ein ermutigender Erfolg und zeigt, was möglich ist, wenn die Einrichtungen gemeinsam ganz praktisch die Umwelt schützen und voneiander lernen wollen. Dies macht die Initiative auch zu einem bundesweiten Pilotprojekt. Die Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten fördern nicht nur durch ihre Inhalte notwendige gesellschaftliche Debatten, sondern initiieren auch intern den Fachaustausch zum Thema Nachhaltigkeit. Das Projekt macht deutlich, dass wir Dinge verändern können, wenn wir uns kreativ und pragmatisch gemeinsam in den Dienst einer guten Sache stellen.“

Dr. Carsten Brosda, Senator der Behörde für Kultur und Medien

„Die Ergebnisse unserer CO2-Bilanzierung zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Das spornt uns an, weiterzumachen, denn letztlich zählen nur Taten. Nachhaltigkeit braucht uns alle, das gilt auch bei Elf zu Null: Wir vernetzen und motivieren uns, wir teilen und skalieren Erfolgsrezepte, wir lernen aus Rückschlägen, vor allem aber packen wir es gemeinsam an. Damit setzen wir eine ganzheitliche Veränderung unserer Institutionen in Gang, auf die wir in einigen Jahren hoffentlich stolz zurückblicken. Erfreulicherweise ist Elf zu Null auch ein Impulsgeber für andere Institutionen geworden, wie wir an zahlreichen Anfragen aus der Fachwelt sehen.“

Alexander Stockinger, Kaufmännischer Geschäftsführer des Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

ELF ZU NULL – AKTUELLE CO2-BILANZIERUNG

Die aktuelle CO2-Bilanzierung von Elf zu Null ergab einen gemeinsamen Vebrauch von 6.958,1 tCO2e (CO2 und weitere Treibhausgase) ohne Publikumsverkehr und 34.780,1 tCO2e mit Publikumsverkehr. In der Gesamtsumme hat sich der CO2-Fußabdruck der Häuser ohne Publikumsverkehr demnach um rund 17 % reduziert (Vergleichsjahr 2019).

Durch die Nutzung des mittlerweile bundesweit einheitlichen Rechners sind die Zahlen der Bilanz für 2022 nur eingeschränkt mit den Zahlen der Bilanz für 2019 zu vergleichen.1

ERFOLGREICHE MASSNAHMEN ZUR CO2-REDUKTION

Die Reduktion der CO2-Emission geht vor allem auf die umgesetzten Maßnahmen im Energiebereich zurück. Dazu zählen unter anderem die Umrüstung auf LED-Beleuchtung in fast allen Häusern, die energetische Sanierung der Klimaanlage der Hamburger Kunsthalle und die Inbetriebnahme einer Photovoltaikanlage im Altonaer Museum. Viele bauliche Veränderungen konnten in Zusammenarbeit mit der Sprinkenhof GmbH als Vermieterin der städtischen Kulturimmobilien realisiert werden. Die LED-Tausche waren Dank einer Förderung der Hamburgischen Finanzbehörde möglich.

Detaillierte Informationen zu den CO2-Bilanzen der einzelnen Häuser sind hier zu finden.

ELF ZU NULL – WARUM WIRD BILANZIERT?

Die CO2-Bilanzierung macht deutlich, an welchem Punkt die Museen ökologisch stehen und bildet den Handlungsrahmen für künftige Einsparungen. Eine CO2-Bilanzierung macht den Ressourcenverbrauch greifbar, indem konkrete Daten ausgewertet und analysiert werden. Mit dem Wissen über den eigenen CO2-Fußabdruck können Veränderungen planvoll und zukunftsgerichtet in Gang gesetzt werden. Die Institutionen von Elf zu Null zählen mit ihrem systematischen Vorgehen zu den Vorreitern im Kulturbereich.

DIE CHANCE DER MUSEEN – FUSSABDRUCK VERRINGERN, HANDABDRUCK VERGRÖSSERN

Die CO2-Bilanzen verdeutlichen den ökologischen Fußabdruck (Footprint) der beteiligten Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten. Gleichzeitig liegt einer der wichtigsten Hebel für Nachhaltigkeit im sogenannten „Handabdruck“ oder „Handprint“ der Institutionen. Der Handprint bezeichnet die positive gesellschaftliche Wirkung, die auf das Programm der Häuser zurückgeht. Als Kultureinrichtungen konnten die Hamburger Museen, Ausstellungshäuser und Gedenkstätten zuletzt rd. 2 Mio. Gäste durch Ausstellungen, Vermittlungs- und Veranstaltungsangebote inspirieren und motivieren. So bestärken die Kulturinstitutionen die gesellschaftliche Debatte, regen zum Handeln an und wirken als Multiplikator für die Nachhaltigkeitswende. Ausstellungen wie „Man & Mining“ (Museum der Arbeit), „Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft“ (MK&G), „Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit“ (Hamburger Kunsthalle) und „Survival in the 21st Century“ (Deichtorhallen) verhandeln Themen zur Klimakrise und bieten ihrem Publikum die Möglichkeit, an dieser Diskussion teilzuhaben. Erstmalig wird der Handprint einer Ausstellung im MK&G im Rahmen einer Masterarbeit datenbasiert ermittelt.

ELF ZU NULL – VERANSTALTUNGEN

Im Rahmen von Elf zu Null ist am 4. Juli 2024 eine öffentliche Paneldiskussion zum Thema Klimabilanzen geplant (Ort: Kreativplanet Jupiter, ehemaliges Karstadt-Sport-Gebäude, Mönckebergstraße 2–4, 20095 Hamburg); Anmeldung mit kostenfreien Online-Ticket erforderlich.

Am 17. und 18. September 2024 findet im MK&G die „Nationale Konferenz für Kultur und Klimaschutz 2024“ statt. Veranstalter sind unter anderem die Initiative Culture4Climate und die Kulturpolitische Gesellschaft in Kooperation mit Elf zu Null.


  1. Verwendet wurde der neue bundesweit einheiltliche Standard KBK+ (Klimabilanz Kultur +). Der dazugehörige CO2-Rechner liegt seit 2023 vor. Er unterscheidet sich von der bisher verwendeten Methodik, indem Daten anders gruppiert und berechnet werden, außerdem wurde der Umfang der Bilanzierung erweitert. Da die Daten von 2019 nicht in den neuen Standard überführt wurden, sind die Bilanzen 2019 und 2022 nur eingeschränkt vergleichbar. Im Grundsatz wurde 2022 umfänglicher bilanziert. Dennoch ist die Gesamtsumme der Emissionen um rund 17 % gesunken.  ↩︎

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